Die multimodale Therapie von
Barrett-Frühneoplasien (endoskopische Resektion aller sichtbaren Neoplasien, gefolgt von einer ablativen
Behandlung der residuellen, nicht dysplastischen Barrett-Schleimhaut) hat sich
als Therapie-Standard etabliert und ist in nationalen und internationalen
Leitlinien verankert. Nach wie vor bleibt die Detektion dieser dysplastischen
Läsionen schwierig. Diskrete dysplastische Schleimhautveränderungen präsentieren
sich oftmals sehr klein, flach (Paris
IIb) sowie unregelmäßig und werden dadurch häufig nicht erkannt. Bislang
empfohlene Überwachungs-Protokolle mit Quadranten-Biopsien (z.B.
Seattle-Protokoll) in HR-Weißlicht-Endoskopie erfassen zudem lediglich 4-5% der
gesamten Barrettmukosa-Obrfläche, der größte Teil des Barrett-Epithels bleibt
dadurch nicht untersucht [1].
Gegenüber der reinen
Weißlicht-Endoskopie lassen sich mit Hilfe des NBI-Modus besonders die flachen,
diskreten Schleimhautveränderungen und deren Ausdehnung innerhalb einer sonst
homogenen intestinalen Metaplasie deutlich besser differenzieren [2].
Die „Barrett´s International
NBI Group – BING“ (Barrett-Experten Kommission aus den USA, Europa und Japan: University
of Kansas, University of Chicago, Academic Medical Center Amsterdam,
Universität Augsburg, Hokkaido Universitiy, Jikei Universitiy) hat 2016 eine
Klassifikation zur Identifikation von dysplastischen Arealen bzw.
Frühkarzinomen innerhalb der Barrett-Schleimhaut mittels Narrow Band Imaging
(NBI) entwickelt.
Gemäß der sogenannten BING-Klassifikation
ergeben sich bei der Entstehung von Dysplasien oder Frühneoplasien im Verglich
zum nicht dysplastischen Barrett-Ösophagus
(NDBE) Veränderungen des mukosalen Oberflächenmusters sowie der
mukosalen Gefäßarchitektur (Tab. 1).
Durch diese validierte Einteilung lassen sich innerhalb dieser häufig flachen,
schlecht detektierbaren Areale histopathologische Vorhersagen zum Vorliegen
einer möglichen High grade Dysplasie bzw. eines Frühkarzinoms treffen.
Die Evaluation der Arbeitsgruppe
erbrachte bei beträchtlicher Inter-Observer-Übereinstimmung (? = 0,681) eine
hohe Treffsicherheit (92%), Sensitivität (91%), Spezifität (93%), sowie einen
hohen positiv prädiktiven (89%) und negativ prädiktiven Wert (95%) [3].
Konsensus-basierte NBI-Klassifikation von Barrett-Epithel
Morphologische Charakteristika
Klassifikation
Mukosale Oberfläche
Zirkuläres, villöses/gyriertes oder tubuläres Oberflächenmuster
regulär
Fehlen o.g. Charakteristika oder irreguläre Schleimhautmuster
irregulär
Mukosale Gefäßarchitektur
Gefäße regelrecht entlang des Schleimhautmusters ausgerichtet, mit normaler, länglicher Verzweigung
regulär
Fokal oder diffus verteilt, elongiert, korkenzieherartig, der Verlauf folgt nicht der Mukosa, kurz und irregulär verzweigt
irregulär
Eine NBI-gestützte
Schleimhautbeurteilung verbessert durch gezielte Biopsien signifikant die
Detektionsrate dys- bzw. frühneoplastischer
Barrettschleimhaut und sollte zusätzlich zur Quadranten-Biopsie
angewendet werden.
Literatur:
Koop H et al. S2k-Leitlinie: GastroösophagealeRefluxkrankkheit, Z Gastroenterol 2014; 52: 1299–1346
Levine DSet al. Safety of a systenmatic endoscopic biopsy protocol in patients withBarrett`s esophagus, Am J Gastroenterol2000; 95: 1152–7
Sharma Pet al. Standard endoscopy with random biopsies versus narrow band imagingtargeted biopsies in Barrett`s oesophagus: a prospective, international,randomized controlled trial, Gut 2013; 62:15–21
Sharma Pet al. Development and validation of a classification system to identify highgrade dysplasia and esophageal adenocarcinoma in Barrett`s esophagus usingnarrow band imaging, Gastroenterology 2016; 150:591–598
Beitrag von:
Dominic Brookman-Amissah und Oliver Pech, Regensburg