BING-Klassifikation frühe Neoplasien Barrett-Ösophagus
Dominic Brookman-Amissah und Oliver Pech, Regensburg
Die multimodale Therapie von Barrett-Frühneoplasien (endoskopische Resektion aller sichtbaren Neoplasien, gefolgt von einer ablativen Behandlung der residuellen, nicht dysplastischen Barrett-Schleimhaut) hat sich als Therapie-Standard etabliert und ist in nationalen und internationalen Leitlinien verankert. Nach wie vor bleibt die Detektion dieser dysplastischen Läsionen schwierig. Diskrete dysplastische Schleimhautveränderungen präsentieren sich oftmals sehr klein, flach (Paris IIb) sowie unregelmäßig und werden dadurch häufig nicht erkannt. Bislang empfohlene Überwachungs-Protokolle mit Quadranten-Biopsien (z.B. Seattle-Protokoll) in HR-Weißlicht-Endoskopie erfassen zudem lediglich 4-5% der gesamten Barrettmukosa-Obrfläche, der größte Teil des Barrett-Epithels bleibt dadurch nicht untersucht [1].
Gegenüber der reinen Weißlicht-Endoskopie lassen sich mit Hilfe des NBI-Modus besonders die flachen, diskreten Schleimhautveränderungen und deren Ausdehnung innerhalb einer sonst homogenen intestinalen Metaplasie deutlich besser differenzieren [2].
Die „Barrett´s International NBI Group – BING“ (Barrett-Experten Kommission aus den USA, Europa und Japan: University of Kansas, University of Chicago, Academic Medical Center Amsterdam, Universität Augsburg, Hokkaido Universitiy, Jikei Universitiy) hat 2016 eine Klassifikation zur Identifikation von dysplastischen Arealen bzw. Frühkarzinomen innerhalb der Barrett-Schleimhaut mittels Narrow Band Imaging (NBI) entwickelt.
Gemäß der sogenannten BING-Klassifikation ergeben sich bei der Entstehung von Dysplasien oder Frühneoplasien im Verglich zum nicht dysplastischen Barrett-Ösophagus (NDBE) Veränderungen des mukosalen Oberflächenmusters sowie der mukosalen Gefäßarchitektur (Tab. 1). Durch diese validierte Einteilung lassen sich innerhalb dieser häufig flachen, schlecht detektierbaren Areale histopathologische Vorhersagen zum Vorliegen einer möglichen High grade Dysplasie bzw. eines Frühkarzinoms treffen.
Die Evaluation der Arbeitsgruppe erbrachte bei beträchtlicher Inter-Observer-Übereinstimmung (? = 0,681) eine hohe Treffsicherheit (92%), Sensitivität (91%), Spezifität (93%), sowie einen hohen positiv prädiktiven (89%) und negativ prädiktiven Wert (95%) [3].
Konsensus-basierte NBI-Klassifikation von Barrett-Epithel
Morphologische Charakteristika | Klassifikation |
---|---|
Mukosale Oberfläche | |
Zirkuläres, villöses/gyriertes oder tubuläres Oberflächenmuster | regulär |
Fehlen o.g. Charakteristika oder irreguläre Schleimhautmuster | irregulär |
Mukosale Gefäßarchitektur | |
Gefäße regelrecht entlang des Schleimhautmusters ausgerichtet, mit normaler, länglicher Verzweigung | regulär |
Fokal oder diffus verteilt, elongiert, korkenzieherartig, der Verlauf folgt nicht der Mukosa, kurz und irregulär verzweigt | irregulär |
Eine NBI-gestützte Schleimhautbeurteilung verbessert durch gezielte Biopsien signifikant die Detektionsrate dys- bzw. frühneoplastischer Barrettschleimhaut und sollte zusätzlich zur Quadranten-Biopsie angewendet werden.
Literatur:
- Koop H et al. S2k-Leitlinie: GastroösophagealeRefluxkrankkheit, Z Gastroenterol 2014; 52: 1299–1346
- Levine DSet al. Safety of a systenmatic endoscopic biopsy protocol in patients withBarrett`s esophagus, Am J Gastroenterol2000; 95: 1152–7
- Sharma Pet al. Standard endoscopy with random biopsies versus narrow band imagingtargeted biopsies in Barrett`s oesophagus: a prospective, international,randomized controlled trial, Gut 2013; 62:15–21
- Sharma Pet al. Development and validation of a classification system to identify highgrade dysplasia and esophageal adenocarcinoma in Barrett`s esophagus usingnarrow band imaging, Gastroenterology 2016; 150:591–598