Interessanter Fall: EBV-Ösophagitis

Interessanter Fall: EBV-Ösophagitis

Dr. med. Lisa Minn, PD Dr. med. Dörte Wichmann - Tübingen

Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Tübingen

Anamnese und klinischer Befund: 

Vorstellung eines 64-jährigen Patienten über die Notaufnahme bei AZ-Verschlechterung, Diarrhoen und eingeschränkter Nahrungsaufnahme bei Dysphagie. Klinisch imponierte eine ausgeprägte Kachexie (BMI 14 kg/m2), in den Vorerkrankungen ein bekannter M. Crohn, aktuell ohne Therapie, ein C2-Abusus und Polytoxikomanie. 

Laborchemische Diagnostik:

Leukozyten 13.940/µl, Hb 11,3 g/dl, Quick 48%, Natrium 125 mmol/l, CRP 4,07 mg/dl, Calprotectin im Stuhl 494 µg/g Stuhl.

Endoskopie:

In der durchgeführten Koloskopie zeigte sich ein florider Schub des M. Crohn mit zahlreichen kleineren Ulcerationen im gesamten Colon und Rektum, mit Aussparung des Sigmas.

In der ÖGD imponierten longitudinale, nicht konfluierende Forrest-III-Ulcerationen im gesamten Ösophagus. In Anbetracht der floriden Entzündungsaktivität im unteren GI-Trakt lag zunächst eine Mitbeteiligung des oberen GI-Traktes bei M. Crohn nahe. 

Abb.1. ÖGD-Befund: a) Unteres Ösophagusdrittel b) mittleres Ösophagusdrittel. 
Pfeil: longitudinale Forrest III – Ulcerationen, nicht konfluierend.

Histopathologie:

Das histologische Bild in erster Linie vereinbar mit einer ulzerierenden Herpes-Ösophagitis.

Nachbericht: Nachweis von Epstein Barr Virus (EBV)-spezifischen DNA-Sequenzen. Kein Nachweis von CMV, HSV-1 und 2, VZV, HHV-6, ADV, HPV.

Virusserologie:

EBNA-IgG positiv (kein Anhalt für frische Infektion)

Diskussion und klinischer Verlauf:

Die EBV-Ösophagitis gehört zu den seltenen Virus-Ösophagitiden und ist bislang lediglich in case reports beschrieben. Meist tritt sie bei immunkompromittierten PatientInnen auf. Eine Manifestation ist sowohl bei einer Primärmanifestation als auch Reaktivierung möglich. In der Regel heilt die Infektion unter supportiver Therapie aus. Im vorliegenden Fall war der Nachweis einer viralen Ösophagitis für die Therapieentscheidung wichtig, da auf eine frühzeitige Steroidtherapie (wie bei M. Crohn des oberen GI-Traktes) verzichtet und eine Therapie mit Vedolizumab eingeleitet werden konnte, um so an systemischer Immunsuppression einzusparen. 

Ähnliche Beiträge

VOR
Nach oben scrollen