Was Sie über diese Studien wissen sollten
Die endosonographische gesteuerte
Punktion des Gallengangsystems mit anschließender Stenteinlage zur
Therapie bei malignen Verschlussikterus hat sich mittlerweile zu
einem „Renner“ der interventionellen Endoskopie entwickelt. Ein
Beleg für diese These findet sich vor allem in der Quantität aber
zwischenzeitlich auch Qualität der hierzu publizierten Studien.
Waren vor einigen Jahren nur Kasuistiken ambitionierter Untersucher
verfügbar, so gibt es nun auch multizentrisch,
prospektiv-randomisierte Arbeiten. Das höchste Evidenzniveau wird
folglich zumindest angepeilt.
Im letzten Jahr sind nun drei
randomisierte Studien (zwei Arbeiten aus Südkorea, eine Studie aus
den USA) erschienen mit dem Ziel eines prospektiven Vergleich der
EUS-gesteuerten Gallengangsdrainage mit dem konventionellen Ansatz
via ERCP mit anschließender transpapillärer Stenteinlage.
Unabhängig von der Indikation, ob und wann ein EUS-gesteuertes
Verfahren durchgeführt werden, hat das EUS-Verfahren zumindest den
Vorteil, dass bei fehlender Manipulation an der Papille auch nicht
mit dem Auftreten einer post-ERCP-Pankreatitis zu rechnen ist.
In der ersten Studie aus Südkorea (1)
wurden nun 125 Patienten mit malignem Verschlussikterus randomisiert
und entweder transpapillär via ERC (n=61) oder transmural via EUS
(n=64) mittels Metallstents versorgt. Der technische und klinische
Erfolg war in beiden Gruppen nahezu gleich und wurde mit jeweils
90,2% vs. 93,8%, bzw. 94,5% vs. 90% beziffert. Der EUS-Zugang erwies
sich jedoch als überlegen im Sinne einer besseren Stentfunktion über
die Zeit, demzufolge einer geringeren Re-Interventionsrate, einer
höheren Lebensqualität der behandelten Patienten und
interessanterweise auch hinsichtlich einer signifikant geringeren
Nebenwirkungsrate (6,3 vs. 19,7%). Letzteres lässt sich v.a. durch
das fehlende Auftreten einer post-ERCP-Pankreatitis nach EUS-Drainage
erklären, während diese bei knapp einem Fünftel der mittels ERC
behandelten Patienten auftrat.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam die
zweite Gruppe aus Südkorea (2). 30 Patienten mit malignem
Verschlussikterus wurden 1:1 entweder mittels EUS oder via ERC
therapiert. Erneut war die technische und klinische Erfolgsrate in
beiden Gruppen nahezu gleich und wurde mit jeweils 100% vs. 93%, bzw.
93% vs. 100% beziffert. In dieser Studie gab es auch bzgl. der
Nebenwirkungen keinen Unterschied, die Stentokklusionsrate war
tendenziell in der EUS-Gruppe mit 2 vs. 4 Ereignissen besser. In der
EUS-Gruppe kam es jedoch bei 2 Patienten zu einer Migration des
Stents mit entsprechender Komplikation.
Zu guter Letzt gilt es die
US-amerikanische Studie kurz zusammenzufassen (3). Die Autoren
schlossen insgesamt 67 Patienten ein. 34 Patienten wurden mittels
ERC, 33 Patienten mittels EUS therapiert. Der technische und
klinische Erfolg war auch in dieser Studie in beiden Gruppen nahezu
gleich und wurde mit jeweils 94,1% vs. 90,9%, bzw. 91,2% vs. 97%
beziffert. Die Stentverschluss- und Re-Interventionsrate war gleich.
Nebenwirkungen waren gering bis moderat und traten in 21,2% (EUS) und
14,7% (ERC) der behandelten Fälle auf (p=0,49).
Zusammengefasst lässt sich daher folgendes festhalten:
Drei wichtige Studien, die
erfreulicherweise auch allen Standards einer prospektiven,
randomisierten Studie gerecht werden. Was lernen wir daraus? In
Anbetracht der ersten Studie von Paik et al. könnte man fast in
Versuchung geraten, die ERC nun komplett durch einen EUS-gesteuerten
Ansatz zu ersetzen. Hierfür reicht die Evidenz und die Ergebnisse
der beiden anderen Studien jedoch nicht aus. Dieser Schritt wäre zu
gewagt. Auch wurde in einer offenen italienischen Studie kürzlich
ein Todesfall im Rahmen einer Blutung 17 Tage nach EUS-gesteuerter
transbulbärer Choledochusdrainage berichtet (4). Dementsprechend
halten sich auch die Autoren in ihren eigenen Schlussfolgerungen
zurück und drücken etwas auf die Euphorie-Bremse. Eine
post-ERCP-Pankreatitisrate von knapp 20% in der Studie von Paik et
al. erscheint auch relativ hoch. Weiterhin ist die ERCP zu etabliert,
um durch die EUS-gesteuerte Drainage jetzt abgelöst zu werden. Was
jedoch definitiv hängen bleibt und auch berücksichtigt werden
sollte, ist, dass man die transpapilläre Drainage via ERC nicht
erzwingen sollte und lieber frühzeitig auf den endosonographischen
Zugang ausgewichen werden sollte. Hier stellt sich dann jedoch die
Frage, wer von den vielen Endoskopikern die eine ERCP routinemäßig
durchführen, beherrscht denn auch die interventionelle
Endosonographie ausreichend genug, um diesen Eingriff durchführen zu
können? Leicht ist die EUS-Drainage sicherlich nicht immer zu
bewerkstelligen und die bisherigen Daten stammen alle von Zentren mit
entsprechender EUS-Expertise.
LITERATUR
-
Paik
WH, Lee TH, Park DH, Choi JH, Kim SO, Jang S, Kim DU, Shim JH, Song
TJ, Lee SS, Seo DW, Lee SK, Kim MH. EUS-Guided
Biliary Drainage Versus ERCP for the Primary Palliation of Malignant
Biliary Obstruction: A Multicenter Randomized Clinical Trial. Am J
Gastroenterol. 2018;113:987-997.
-
Park
JK, Woo YS, Noh DH, Yang JI, Bae SY, Yun HS, Lee JK, Lee KT, Lee KH.
Efficacy of EUS-guided and ERCP-guided biliary drainage for
malignant biliary obstruction: prospective randomized controlled
study. Gastrointest Endosc. 2018;88:277-282.
-
Bang
JY, Navaneethan U, Hasan M, Hawes R, Varadarajulu S. Stent placement
by EUS or ERCP for primary biliary decompression in pancreatic
cancer: a randomized trial (with videos). Gastrointest
Endosc. 2018;88:9-17.
-
Anderloni
A, Fugazza A, Troncone E, Auriemma F, Carrara S, Semeraro R, Maselli
R, Di Leo M, D’Amico F, Sethi A, Repici A. Single-stage EUS-guided
choledochoduodenostomy using a lumen-apposing metal stent for
malignant distal biliary obstruction. Gastrointest Endosc.
2019;89:69-76.