Die CAES (Chirurgische
Arbeitsgemeinschaft für Endoskopie und Sonographie) hat eine Klassifikation der
Ösophagusanastomosen-Insuffizienz erarbeitet, validiert und 12/2018 publiziert [1].
Hintergrund
Die intrathorakale Anastomosen-Insuffizienz
nach Ösophagus- und Kardiaresektion ist aufgrund der signifikanten Morbidität
und erhöhter Mortalität weiterhin eine gefürchtete Komplikation. Neben Einschränkungen
der Lungenfunktion durch Pleuraergüssen und –Empyem kann eine Mediastinitis
ggf. ein septisches Organversagen verursachen. Minimal invasive OP-Techniken
und Verbesserungen im perioperativen Management haben trotz perioperativer
onkologischer Therapie zu einer relevanten Senkung der Mortalität geführt [2, 3].
Da sich gerade in Deutschland die Endoskopie als erste diagnostische Maßnahme
beim Verdacht auf eine Insuffizienz etablieren konnte [4],
hat die CAES auf der Basis des endoskopischen Befundes eine Definition und
Schweregradklassifikation der Anastomoseninsuffizienz nach Ösophagusresektion
entwickelt und validiert.
Definition und Validierung
Die CAES-Klassifikation basiert
auf folgenden Kriterien: Eine intrathorakale Anastomosen-Iinsuffizienz
nach Ösophagus- oder Kardiaresektion ist definiert durch eine Kommunikation
zwischen intra- und extraluminalem Kompartiment über einen Defekt in der
Integrität der intestinalen Wand an der Anastomose zwischen Ösophagus und Magen,
Dünndarm oder Kolon bzw. Conduit (einschließlich Naht oder Staplerreihe am
Conduit/Magen/Dünndarm/Kolon) unabhängig von der Methode der Diagnostik. Jeder
Patient mit Fieber, steigenden Infektionsparametern und/oder klinischer
Verschlechterung mit oder/ohne auffälligem Drainagesekret im postoperativen
Verlauf sollte möglichst endoskopiert werden.
In der Klassifikation wird neben
der Beschreibung des Schweregrades der Insuffizienz auch die Relevanz für das
klinische Management bewertet. Die Validierung erfolgte darauf anhand von 459
Patienten aus den Unikliniken Heidelberg und Tübingen bei denen insgesamt 92
intrathorakale Anastomosen-Insuffizienzen aufgetreten waren. Die Klassifikation
korrelierte mit der IMC/ICU Liegedauer,
mit der allgemeinen Klassifikation postoperativer Komplikationen nach
Clavien-Dindo (p < 0,0143) als auch mit der postoperativen Mortalität
(p < 0,001).
Tabelle: CAES-Schweregradklassifikation der
Ösophagusanastomosen-Insuffizienz
CAES = Chirurgische Arbeitsgemeinschaft für Endoskopie und Sonographie CT = Computertomographie, SEMS = selbstexpandierender Metallstent, u/o = und/oder, US = Ultraschall, VAC = Vakuumtherapie
Fazit für die Praxis
Erfolgreiche Entwicklung und Validierung einer Klassifikation der Insuffizienzen intrathorakaler Anastomosen durch die CAES. Die Klassifikation ist einfach anzuwenden und zeigt eine signifikante Korrelation zu Clavien-Dindo und Mortalität. Die CAES empfiehlt, diese Klassifikation und die Schweregradeinteilung in zukünftigen Studien anzuwenden. Die Arbeitsgemeinschaft ist überzeugt, einen wesentlichen Beitrag für zukünftige Studien geleistet zu haben, um nach Ösophagus- und Kardiaresektionen mit intrathorakaler Anastomose vergleichbare Kriterien zu Insuffizienzraten generieren zu können und vergleichbar zu machen.
Beispielbilder
Literatur
Schaible A, Schmidt T, Diener M, Hinz U, Sauer P, Wichmann D, Konigsrainer A (2018) [Intrathoracic anastomotic leakage following esophageal and cardial resection : Definition and validation of a new severity grading classification]. Chirurg 89:945-951
Glatz T, Marjanovic G, Zirlik K, Brunner T, Hopt UT, Makowiec F, Hoeppner J (2015) [Surgical treatment of esophageal cancer : Evolution of management and prognosis over the last 3 decades]. Chirurg 86:662-669
Kjaer DW, Larsson H, Svendsen LB, Jensen LS (2017) Changes in treatment and outcome of oesophageal cancer in Denmark between 2004 and 2013. Br J Surg 104:1338-1345
Palmes D, Bruwer M, Bader FG, Betzler M, Becker H, Bruch HP, Buchler M, Buhr H, Ghadimi BM, Hopt UT, Konopke R, Ott K, Post S, Ritz JP, Ronellenfitsch U, Saeger HD, Senninger N, German Advanced Surgical Treatment Study G (2011) Diagnostic evaluation, surgical technique, and perioperative management after esophagectomy: consensus statement of the German Advanced Surgical Treatment Study Group. Langenbecks Arch Surg 396:857-866