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Dies ist ein Beitrag des Meldeportals „CIRS – Endoskopie der DGVS“.
Zugang zum Portal und zu weiteren Informationen ist unter folgendem Link möglich:
http://www.dgvs-cirs.de/
Dort können auch eigene Fälle anonym eingestellt und durch ein Expertengremium bewertet werden.
Frage:
Aufnahme mit progredienten Diarrhoen und zunehmender Übelkeit und Erbrechen, exsikiert und in reduziertem AZ, Normalgewicht.
Metastasiertes Pankreaskarzinom. Zustand nach Pankreasteilresektion mit Entfernung der linken Kolonflexur, Flexura duodenojejunales, Magenhinterwandresektion, Lebersegmentresektion, Splenektomie. Z. n. adjuvanter Chemotherapie. Im Verlauf Auftreten von Lungenmetastasen.
Computertomographie:
1. Auf Höhe der Duodenojejunostomie deutliche, subtotal stenosierende Wandverdickung mit konsekutiv prästenotischer Dilatation des Duodenums DD tumorös bedingt.
2. Z. n. Leberteilresektion, aktuell kein Nachweis von Leberfiliae. Keine pathologisch vergrößerten intraabdominellen Lymphknoten, jedoch Verdachtsmomente einer Peritonealkarzinose im Mittelbauch ventral.
3. Pleuraerguss und große Lungenfilia im Unterfeld links. Hieraus ergab sich die Indikation zur endoskopischen Stenttherapie
Feedback des CIRS – Teams:
Therapie:
Die Stenose durch Tumorinfiltration etwa 6 cm distal der Papille wurde durch Anlage eines selbstexpandierenden nicht-gecoverten Metallstents von 11 cm Länge unter Durchleuchtung überbrückt. Dabei wurde eine bestehende Fistelung vom Duodenum zum Kolon gestentet. Hierdurch wurde eine Kurzdarmsituation hergestellt mit progredienten Diarrhoen. Dies blieb zunächst unerkannt.
Am Folgetag – im Rahmen der zur Abklärung einer in der Bildgebung beschriebenen Darmwandverdickung – erfolgte eine Sigmoidoskopie. Hier wurde die Fehllage des Stents erkannt , im CT gesichert und nachfolgend erfolgreich operativ korrigiert: enbloc-Resektion mit Transversum, Dünndarm, Blindverschluss des Duodenums hinter dem Treitz’schen Band, Reanastomosierung des Jejunums auf das proximale Duodenum, Jejunojejunostomie sowie Transverso-Transversostomie
Ursachen des ungünstigen Verlaufs:
Die Fistelung zwischen dem tumorös verschlossenen Duodenum und dem Kolon war bereits im präinterventionellen CT zu sehen, wurde aber als solche nicht beschrieben und vom Endoskopiker nicht erkannt
Vorschläge zur Verbesserung der/des Meldenden:
Bessere Demonstration und Kommunikation des Radiologiebefundes. Sichten der Bildgebung durch den Endoskopiker vor der Intervention. Frühzeitige interdisziplinäre Fallbesprechung hätte vielleicht diese Situation vermeiden können
Feedback des CIRS – Teams:
Bei diesem Fall handelt es sich um eine eher seltenere Befundlage mit jedoch großen Auswirkungen für die Patientin/den Patienten. Es steht außer Frage, dass die Sichtung der CT – Bilder durch die/den jeweiligen Endoskopiker/in vor einer Untersuchung unabdingbar ist. Bei komplizierter Befundlage kann erfahrungsgemäß nicht auf den radiologischen Befund alleine vertraut werden. Der/dem Radiologin/en fehlen häufig wichtige Informationen bei der Befundung der radiologischen Bilder. Wie überall auf der Welt – nicht nur in der Medizin – hat folgendes Zitat ein allgegenwärtige Brisanz: „Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht.“ 1 Wie die/der Meldende bereits analysiert hat, ist bei komplexerer Befundlage eine interdisziplinäre Besprechung zu empfehlen.
1: Goethe, J.W., Gespräche. Gesellschaft bei Goethe, 24. April 1819